Die Arbeitsgemeinschaften Abfallwirtschaft der Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben gemeinsam am 28. März 2022 das Abfallbehandlungszentrum in Hannover/Lahe besucht.
Nach einer Begrüßungsrunde und einem kurzen Vortrag durch den Geschäftsführer von aha, Herrn Schwarz, wurden die Beteiligten in zwei Gruppen aufgeteilt und konnten sich verschiedene Bereiche des Deponiegeländes ansehen.

Riesige Hallen für die mechanische und die biologische Abfallbehandlung, das weitläufige Gelände, große Siebröhren und kilometerlange Förderbänder – ein Abfallbehandlungszentrum ist technisch ausgefeilt und gleichzeitig Arbeitsplatz für viele Menschen.

Die wichtigste Aufgabe ist die Behandlung des Mülls an sich: früher wurde einfach alles in eine Grube gekippt (auf die „Kippe“ gebracht“) und weder sortiert noch weiterverwertet.

Später wurde der Müll dann zwar schon sortiert, aber noch nicht sehr umfassend „behandelt“, tendenziell eher verbrannt. Aber die thermische Verwertung von Müll ist keine optimale Lösung im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes, da insbesondere bei alten Anlagen Wertstoffe nur unzureichend erneut dem Kreislauf zugeführt werden und Verbrennung zuviel Emissionen erzeugt.

In Lahe kommen ca. 800t Restmüll am Tag an – das heißt, dass die Förderbänder und Sortieranlagen den ganzen Tag und auch nachts laufen müssen. Reibungslose Abläufe sind notwendig. Problematisch können kleinere Hitzentwicklungen/Brände durch falsch entsorgten Restmüll sein (insbesondere Lithium-Akkus oder größere Metallteile, welche die Maschinen blockieren und den Betrieb unterbrechen). Doch auch dafür gibt es schnelle Hilfe, wie z.B. durch eigene Löschsysteme.

Das ist aber bei weitem nicht der ganze Müll, den die Bürger*innen der Region Hannover produzieren: jeden Tag werden auch Sperrabfälle, tonnenweise Papier-, Plastik- und Biomüll, sowie Gefahrenstoffe entsorgt.

Ein Highlight des Besuchs war auf jeden Fall die Möglichkeit selbst einmal ein Müllauto zu bedienen: eine Restmülltonne an das Müllauto andocken, dann per Knopfdruck zu entladen und auch auf dem Tritt an der Rückseite der Müllautos mitzufahren.

Großes Herzklopfen und einen Adrenalinschub durften alle diejenigen erleben, die sich trauten einen 26t LKW selbständig über das sehr bergige aha-Gelände zu fahren. Zwar saß ein Fahrlehrer mit in der Fahrerkabine, aber das Fahrverhalten ist im LKW komplett anders, als im kleinen PKW.

Das Gelände, welches durchfahren wurde, besteht aus mehreren älteren Müllbergen/Deponien, welche teilweise schon fertig abgedeckt wurden. Erst dann ist es auch langfristig möglich, dass sich die Natur wieder ansiedelt und sich eine vielfältige Flora und Fauna entwickelt. Aber: es handelt sich dabei nicht um „Berge“, die sich selbst überlassen bleiben können – es ist immer noch Müll und eben kein „natürlicher“ Berg.

Deshalb müssen auch in den nächsten Jahrzehnten konsequent Kontrollen erfolgen, ob die Abdeckungen halten, ob Methan austritt, ob es Senkungen gibt oder sich Pflanzen ansiedeln, die die Deckschichten zerstören könnten, weil sie zu tief wurzeln.

Fazit des Besuchs: Ein Abfallbehandlungszentrum ist beeindruckend und spannend, aber auch kritisch zu betrachten, weil so riesige Gelände überhaupt notwendig sind.

Müll ist nicht einfach Müll – sondern Wertstoff, Energie. Und wenn wir aktiv im Umwelt- und Klimaschutz sein wollen, dann müssen wir dem Thema Abfallbehandlung auch weiterhin viel Aufmerksamkeit schenken und die Bürger*innen dabei einbeziehen.